Montag, 07 September 2015 15:22

Windows 10 telefoniert nach Hause – der „E.T.“ von Microsoft

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Langsam aber sicher stellt sich heraus, warum Microsoft sämtlichen Konsumenten seines Konzerns ein gratis-Update auf Windows 10 zur Verfügung stellt – gratis bedeutet nicht gleich kostenlos. Windows 10 sammelt Nutzerdaten und gibt sie an Microsoft weiter. Sie zahlen sozusagen mit Ihren Daten. Wie man es unterbinden kann und ob überhaupt, erklären wir in diesem Beitrag.

 

 

 

In dem neuen Windows 10 sind von Microsoft Anti-Spy-Maßnahmen angekündigt worden, die die Sicherheit auf „Lauschangriffe“ vermindern sollen. Dass diese nach Untersuchungen keinen hundertprozentigen Schutz vor einem automatischen Datenaustausch zwischen dem eigenen Rechner und den Microsoft-Servern ermöglichen, bringt uns als Datenschützer auf die Palme. Ausschlaggebend waren die Datenschutzbestimmungen und die Voreinstellungen des Betriebssystems.

Nach dem Download des „gratis“-Update auf Windows 10, werden „benutzerfreundliche“ Voreinstellungen angeboten. Darunter befinden sich viele der Schnüffelprogramme.

Selbst wenn man es Windows 10 an mehreren Stellen ausdrücklich verbietet – ein automatischer Austausch von Daten lässt sich nicht gänzlich verbieten. Die Daten werden teilweise mit fester Nutzer-Identifikationsnummer versandt.

Dieser wirkt zwar bei näherer Betrachtung harmlos, doch ein herber Beigeschmack bleibt – schließlich haben besorgte Nutzer ein Recht darauf, dass ihre getroffenen Einstellungen auch das erledigen, wofür sie sie tätigen.

 

Alte Methode – spitzfindigere Funktionen

Als Microsoft mit Windows XP erstmals automatische Updates anbot, gab es einen Aufschrei bei den Nutzern. „Windows telefoniert nachhause“, schrieb CHIP.de damals. Doch das ist gar kein Vergleich zu dem, was Windows 10 an Schnüffel-Features mitbringt.

Das Gute ist: Viele der Spionage-Funktionen sind nur in den Standardeinstellungen aktiv, lassen sich aber ausschalten. Das fängt bereits bei der Installation an. Weiter wurde festgestellt, dass ein Windows 10 Rechner, sobald er mit einem neuen Netzwerk verbunden ist, automatisch Anfragen an eine Microsoft-URL sendet – immerhin ohne Maschinen-ID. Als nächstes wurden sämtliche Live-Kacheln deaktiviert. Hin und wieder lud Windows 10 im Hintergrund dennoch neue Informationen für die Kacheln herunter.

Es wurden Verbindungen zu Microsoft-Servern nachgewiesen – immerhin ebenso ohne eine Identifikationsmöglichkeit für den Rechner.

Maximaler Service, minimale Privatsphäre

Um Windows 10 zu nutzen, benötigt man kein Microsoft-Konto. Es ist bei der Installation möglich, Windows 10 nur mit einem lokalen Konto in Betrieb zu nehmen. Wer die Übertragung von Daten an Microsoft so gering wie möglich halten will, sollte den lokalen Weg gehen. Bei Bedarf lässt sich jedoch auch ein Microsoft-Konto über die Einstellungen wieder in ein lokales Konto "umwandeln", indem man die Verbindung zum Microsoft-Konto trennt.

Wichtig: Übernehmen Sie bei der Installation von Windows 10 nicht die Standardeinstellungen für die Privatsphäre, sondern achten Sie darauf, sämtliche Schieberegler auf „aus“ zu stellen. So wird ein Großteil der Schnüffelfeatures gar nicht erst aktiviert.

 

Spy1Nicht ohne die Cloud

Etwas beunruhigender wird es bei Deaktivierung von Microsofts-Cloud-Dienst. Trotz dieser Einstellung kommunizierte Microsoft mit dem OneDrive-Server und übermittelte regelmäßig Daten, auch wenn nur ein lokales Benutzerkonto und kein Microsoft-Account im Einsatz waren. Was für Daten gesendet werden, ist bislang unbekannt. Es scheint sich aber um Messwerte zu handeln. Die Notwendigkeit ist und bleibt fragwürdig.

 

Spy1Windows 10 versucht Proxys zu umgehen

Zuletzt setzten Tester Windows 10 auf einer virtuellen Maschine auf und ließen die Online-Verbindung über Proxy-Server laufen – zum einen benutzerkonten- und zum anderen systembasierte Proxys. Windows 10 versucht Anfragen herauszusenden, um die Proxy-Verbindung zu umgehen. Auf Nachfrage von Microsoft hieß es nur:

 

"Windows 10 als Service setze ständige Updates für Bing, das Design und den Code der Suche voraus."

 

Spy1Cortana speichert Vorlieben und hört ständig zu

Die digitale Assistentin Cortana ist eine geniale Idee, keine Frage. Sie kann natürliche Nutzeranfragen per Sprache oder Tastatur verstehen und entsprechend reagieren. Um arbeiten zu können, benötigt sie allerdings so viele Informationen über den User wie möglich, darunter Kontakte, seinen Browser-Verlauf, Sprach-Eingaben, Standort oder den Kalender. Wenn sie mit ihrem Code-Wort aufgeweckt werden soll, muss sie sogar dauernd zuhören, was der User sagt. Immerhin: Cortana ist standardmäßig nicht aktiviert, sondern fragt bei der ersten Benutzung der Suchbox neben dem Startbutton, ob sie aktiviert werden soll. Welche Daten Cortana sammelt, lässt sich zudem über ihr Notizbuch jederzeit nachvollziehen.

Abschalten: Um Cortana abzuschalten, klickt man in die Suchbox und anschließend im Cortana-Menü auf das Zahnrad-Symbol. Dort lässt sich der Schiebeschalter auf Aus stellen. Cortana muss allerdings auf jedem Windows-Gerät das man besitzt, separat ausgeschaltet werden. Anschließend sollten auf der Bing-Website in den Such-Einstellungen die persönlichen Daten gelöscht werden. Es ist dasselbe Microsoft-Konto, mit dem man sich bei Windows 10 anmeldet.

 

Spy1Edge sammelt Browser-Vorlieben

Microsoft Edge, der Nachfolge-Browser des Internet Explorers setzt stark auf Microsofts Suchmaschine Bing und Microsofts News-Plattform MSN. Diese Dienste tracken das Internet-Verhalten des Nutzers, darunter Standorte, den Suchverlauf und die Browser-Historie. Eingaben von URLs werden live an Microsoft übertragen, um pro-aktiv Websites vorzuschlagen. Der schon von Windows 8 bekannte SmartScreen-Phishing-Filter analysiert besuchte Websites und scannt heruntergeladene Dateien auf Schad-Software – die Daten werden dafür an Microsoft übermittelt. Und auch Cortana liefert Antworten, bevor eine Frage ausformuliert wurde.

Abschalten: Über das „…“-Menü können die Einstellungen aufgerufen werden. Hier kann unter "Neue Tabs öffnen mit" der Punkt "Leere Seite" eingestellt werden, um empfohlene MSN-Inhalte auszublenden. Ist Cortana aktiviert, kann sie hier gesondert für Microsoft Edge deaktiviert werden. Unter "Erweiterte Einstellungen" verstecken sich die Punkte "Suchvorschläge bei der Eingabe anzeigen", "Seitenvorhersage verwenden..." und "Meinen PC mit SmartScreen vor schädlichen Websites und Download schützen". Diese können per Schieberegler ausgeschaltet werden.

 

Spy1Standort-Daten, Schreibverhalten, Smartscreen-Filter, Werbe-ID

Windows 10 sammelt Standort-Daten, scannt Webinhalte, auf die Apps zugreifen, per SmartScreen-Filter, erlaubt Apps die Identifikation durch eine Werbe-ID und sendet Informationen über das Schreibverhalten an Microsoft.

Abschalten: Wer nicht will, das Apps und Windows auf die genannten Daten zugreifen, kann deren Erfassung im Einstellungen-Dialog unter dem Punkt "Datenschutz" abschalten. Hier kann auch für jede App der Zugriff auf sämtliche weitere Hardware wie Kamera und Mikrofon geregelt werden.

 

Spy1OneDrive schaut Bilder an

Wer sich mit einem Microsoft-Konto an sein Windows-10-System anmeldet, erhält automatisch Speicherplatz bei OneDrive - Microsofts Online-Festplatte. Das ist zwar bequem, doch diese unterliegen den Microsofts Nutzungsbestimmungen. Das bedeutet, dass Microsoft sich unter anderem das Recht nimmt, ihre Foto-Dateien auf illegale Inhalte zu scannen.

Abschalten: Wenn Sie nicht wollen, dass das Unternehmen ihre Bilder anschaut, können Sie diese in einem verschlüsselten und passwortgeschützten Container hochladen. Alternativ weichen Sie auf den Dienst eines deutschen Anbieters mit Datenzentrum in Deutschland aus, etwa die Online-Festplatte von GMX oder Web.de. In Deutschland verhindern die Datenschutzgesetze die Schnüffelei auf Online-Festplatten.

 

Spy1Explorer speichert häufige Ordner und letzte Dateien

In Windows 10 speichert der Explorer, welche Dateien zuletzt geöffnet wurden und welche Ordner der Nutzer häufig verwendet und blendet diese gut sichtbar auf jeder Explorer-Seite ein. Diese Daten werden nach derzeitigem Kenntnisstand zwar nicht an Microsoft übertragen, das Windows sie erhebt und so prominent anzeigt, dürfte trotzdem vielen Nutzern sauer aufstoßen.

Abschalten: Zum Abschalten muss in einem beliebigen Explorer Fenster auf „Ansicht“ geklickt werden. Dort kann die Funktion unter „Einstellungen“ für Ordner und Dateien separat ausgeschaltet werden.

Quelle: Chip.de

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